Ausstellungsdauer: 19.5. – 2.7.23
Herzliche Einladung zur Eröffnung am Freitag, den 19.5.23 um 19 Uhr
Ausstellung mit Arbeiten von Maria Baldaser und Nicole Wendel
Notizen entstehen meist unmittelbar aus spontanen Impulsen und überraschen oft durch eine ungekünstelte Originalität. Sie dienen dazu, Flüchtiges festzuhalten, um es sich zu einem späteren Zeitpunkt wieder zu vergegenwärtigen. Vergegenwärtigen – was für ein Wort! –: re-präsentieren, aktualisieren, etwas ins Jetzt holen, wo es aufs Neue wirklich werden kann.
Maria Baldaser notiert täglich zeitliche Abläufe in einem eigenen System. Linien und Schrift bilden Diagramme, die für Außenstehende oft kryptisch bleiben. Kalender und handschriftliche Notizen archiviert sie in Form von Spulen, deren äußere Schicht zwar Hinweise auf ihren Inhalt gibt, über dessen tatsächliche Beschaffenheit man aber auch nur spekulieren kann. Ihre Arbeit ist eine Spurensuche, ein Archivieren und Freilegen von Zeugnissen der eigenen Anwesenheit und der anderer, indem sie sie graphisch nachvollzieht und das Rätselhafte darin betont.
Nicole Wendel wiederum notiert Erfahrungen von Raum und Zeit in Form von abstrakten graphischen Spuren. Ihre kleinformatigen Arbeiten gleichen inneren Monologen oder gestischen Reflexionen, ihre großformatigen Zeichnungen sind die Notizen eines in Raum und Zeit aktiven Körpers. Sie verzeichnet die somatischen Echos ihres persönlichen Erlebens. In ihren Performances tritt die Spur zunehmend zugunsten der konkreten sinnlichen Erfahrung von Raum und Zeit als singuläres ästhetisches, auch kollektives Ereignis zurück.
Beide Künstlerinnen notieren eine Anwesenheit in Raum und Zeit. Sie formalisieren höchst subjektive Erfahrungen von Raum und Zeit und dokumentieren sie als eine Praxis des Bewahrens, die einerseits der Selbstvergewisserung dient und sich trotzdem laufend in Frage stellt und aktualisiert.
Freuen Sie sich zur Eröffnung am Freitag, den 19.5.23 nach einer Einführung in die Ausstellung auf anregende Begegnungen und Gespräche.
Der Eintritt ist frei.
Beitragsbild: Courtesy Maria Baldaser, Rollen, 2022